Hohe Dispozinsen verärgern Verbraucher

Hohe Dispozinsen verärgern Verbraucher

Tuesday, November 20th, 2012

Inmitten der weltweiten Wirtschaftskrise geht es gerade den Banken im Moment so gut wie selten zuvor. Noch nie war es so einfach für sie, an günstiges Geld zu kommen. „Die Banken schwimmen zurzeit im Geld und haben es nicht nötig, den Sparern viel zu bieten“, meint auch Max Herbst von der unabhängigen Frankfurter Finanzberatung FMH.

Banken profitieren, Kunden zahlen drauf

Dass der einzelne Verbraucher derzeit in der Regel auf eine bevorzugte Behandlung verzichten muss, erkennen viele Bankkunden anhand der hohen Zinsen, die sie beim Überziehen ihres Girokontos zahlen müssen. Während Banken vom niedrigen Leitzins profitieren, den die Europäische Zentralbank im Juli 2012 auf den historischen Tiefstand von 0,75 gesenkt hat, müssen Kunden mit bis zu 15 Prozent Zinsen rechnen.

Auf diesen Gegensatz reagierte auch die Verbraucherzentrale NRW, die bereits drei Banken wegen der von ihnen verwendeten Zinsklauseln bei Dispokrediten abgemahnt hat. Sie fordert nun eine gesetzliche Obergrenze für die Höhe er Dispozinsen und gleichzeitig mehr Transparenz für Bankkunden, die häufig kaum erkennen können, nach welchen Kriterien die Zinsen überhaupt festgelegt werden.
Dass die meisten Geldinstitute trotzdem an den unverhältnismäßig teuren Dispozinsen festhalten, hat einen einfachen Grund: Sie wollen nicht auf diese besonders lukrative Einnahmequelle verzichten. Knapp ein Drittel der Deutschen hat schon mal den Überziehungskredit in Anspruch genommen, etwa zehn Prozent tut dies sogar mehr als zwei Mal im Jahr. Laut der Bundesbank waren die deutschen Bürger im Juni 2012 insgesamt mit mehr als 40 Milliarden Euro im Minus, und das zum größten Teil aufgrund überzogener Girokonten.

Verbraucher haben Alternativen

Doch Verbraucher müssen die hohen Zinsen nicht einfach hinnehmen. Um teure Dispozinsen zu vermeiden, reicht es oftmals schon aus, ein paar kleine Dinge zu beachten.
Der einfachste Weg, um keine hohen Zinsen zahlen zu müssen, ist den Dispokredit gar nicht erst in Anspruch zu nehmen. Wer schon in „guten Zeiten“ ein wenig Geld zur Seite legt, auf das er zurückgreifen kann, wenn unerwartete Kosten auf ihn zukommen, steht dann nicht vor dem Problem, kurzfristig an Geld kommen und das Girokonto überziehen zu müssen. Nur im Notfall sollte man also das Konto überziehen und dann auch nur für eine möglichst kurze Zeit, um die Kosten nicht noch zusätzlich in die Höhe zu treiben.

Eine Alternative zum Dispokredit kann zum Beispiel ein Ratenkredit sein. Wer nicht verhindern kann, dass sein Konto regelmäßig überzogen ist, sollte in Erwägung ziehen, einen Ratenkredit mit einem niedrigeren Zinssatz aufzunehmen. Kunden, die nicht sicher sind, welche Möglichkeit für ihre persönliche Situation die beste ist, sollten bei ihrem Bankberater nachfragen und eventuell über eine Umschuldung sprechen.
Auch ein Rahmenkredit mit einem festen Zinssatz kann dauerhaft günstiger für den Bankkunden sein. Dieser funktioniert ähnlich wie ein Dispokredit, allerdings muss er vorab ausdrücklich mit der jeweiligen Bank vereinbart werden. Die Tilgung erfolgt hierbei normalerweise monatlich.

Alle Anbieter genau vergleichen

Auch eine Kreditkarte kann eine gute Alternative zum klassischen Girokonto sein. Gerade wer gern bargeldlos bezahlt oder im Internet einkauft, profitiert häufig von den günstigen Konditionen, die Banken im Zusammenhang mit - oft sogar kostenlosen - Kreditkarten anbieten. Da sich die verschiedenen Anbieter allerdings zum Teil deutlich voneinander unterscheiden, sollten Verbraucher sich zunächst genau informieren, welche Kreditkarte wirklich für sie infrage kommt. Ein sekundenschneller Vergleich ist online ganz bequem von zu Hause aus möglich.

Obwohl die Zinsen für Dispokredite zurzeit generell sehr hoch sind, kann es sich dennoch lohnen, die Bank zu wechseln. Manche Geldinstitute verlangen vergleichsweise niedrige Zinsen von Kunden, die ihr Girokonto überziehen. Vor allem Direktbanken und zum Teil auch Filialbanken sind in dieser Beziehung häufig besonders attraktiv.
Allerdings sollten Verbraucher, die ihre Bank wechseln wollen, nicht nur auf die Höhe der Dispozinsen achten. Stattdessen sollte immer das gesamte Angebot verglichen werden. Eine große Rolle spielt hierbei zum Beispiel die Höhe der Kontoführungsgebühren oder die Anzahl der Geldautomaten, die den Kunden in ihrer jeweiligen Heimatregion zur Verfügung stehen.

Bildquelle : flickr.com / mueritz

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